Lebenslauf:
Jedlicka wurde als Sohn eines Lehrers geboren, absolvierte bis 1935 das Realgymnasium in Wien-Penzing (Diefenbachgasse) und studierte danach Geschichte, Germanistik und Altertumskunde an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Dr. phil. 1939). Bereits 1937 wurde er Beamter der Gemeinde Wien und dann 1941 Kustos am Heeresgeschichtlichen Museum Wien.
Jedlicka war illegales Mitglied der HJ und der NSDAP und als solcher einer der Teilnehmer des HJ-Sturms am 8. Oktober 1938 auf das Wiener Erzbischöfliche Palais. Wegen seiner gleichzeitigen Mitgliedschaft in der Vaterländischen Front wurde aber 1941 ein Parteiverfahren gegen ihn eröffnet. 1943 schloß er sich der Widerstandsgruppe um Major Carl Szokoll an und hat im April 1945 als erster die rotweißrote Fahne auf dem Rathaus gehißt.
Von 1945 bis 1953 war Jedlicka Lektor in einem Verlag, um dann wieder in den Dienst des Heeresgeschichtlichen Museums übernommen zu werden, das 1955 wieder eröffnet wurde. 1958 habilitierte er sich für Neuere Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien und war 1963 u. a. mit August Maria Knoll (NbW) an der Gründung des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands beteiligt.
Jedlicka warb für die Einrichtung des Faches Zeitgeschichte an der Universität Wien, so daß auf seine Initiative hin 1961 das Institut für Zeitgeschichte als erstes dieser Art in Österreich gegründet wurde. 1966 wurde er zum ao. Universitätsprofessor für Neuere Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Wien ernannt und dann 1969 zum o. Universitätsprofessor. Er starb im aktiven Dienst und ist am Friedhof in Wien-Neustift begraben.
Jedlicka war der erste Professor dieses Faches in Österreich und begründete damit eine wissenschaftliche Tradition. Er war nicht nur Ehrenmitglied einer ÖCV-Verbindung, sondern auch der Katolischen Landsmannschaft (KÖL) Maximiliana und des inzwischen sistierten akademischen und paritätischen Corps Marchia zu Wien.
Werke:
(Auswahl)Ein Heer im Schatten der Parteien. Die militärpolitische Lage Österreichs 1918 bis 1938 (1955, Habilitationsschrift).
Der 20. Juli 1944 in Österreich (1965).
Vom alten zum neuen Österreich. Fallstudien zur österreichischen Zeitgeschichte 1900 bis 1975 (1975).
Quellen und Literatur:
Fellner, Fritz–Corradini, Doris A.: Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon. Wien 2006, S. 205.Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 144f.